Traber, Johann Evangelist (1854-1930)--DB3591

Traber, Johann Evangelist (1854-1930)--DB3591

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Person

Lebensdaten

24.03.1854-29.10.1930

Mädchenname, Herkunftsort bzw. Heimatort

Homburg (TG)

Zivilstand, Konfession, Nachkommen

Ledig; katholisch

Soziale Herkunft, verwandtschaftliche Beziehungen

Sohn des Josef Traber, Schreiners, und der Maria Anna Rieser; Bruder von Traber, Veronika (1852-1923)--DB11562

Ausbildung, berufliche Tätigkeit und Funktionen in der Öffentlichkeit

Ausbildung

Priesterweihe 1883; Universitäten Würzburg und Löwen: Studium der Theologie 1879-1883; Gymnasium Einsiedeln: Matura 1873-1879; Schreinerlehre

Berufsausübung

Kaplan des Kapitels Fischingen 1925-1930; Pfarrhelfer in Bichelsee 1926-1928; Pfarrer in Bichelsee 1885-1926; Kaplan in Sirnach 1883-1885

Funktionen in landwirtschaftlichen Institutionen

Funktionen in anderen Institutionen

Raiffeisenboten: Redaktor, Mitherausgeber 1912-1913; Verband Schweizerischer Darlehenskassen (Raiffeisen): erster Präsident 1902-1912 (als Vorgänger von Liner, Josef (1870-1949)--DB11571), Hauptgründer 1902, Ehrenpräsident 1928; Darlehenskasse Bichelsee: Präsident des Aufsichtsrats 1908-1916, erster Präsident 1899-1908, Gründer; Thurgauer Wochenzeitung: Redaktor; Thurgauischer katholischer Presseverein: Vizepräsident 1900-1930, Mitglied 1895-

Funktionen in der Politik

Biographische Skizze

Johann Evangelist Traber war katholischer Pfarrer im thurgauischen Bichelsee. Ihm waren die ungenügenden Finanz- und Kreditverhältnisse der Landbevölkerung bekannt. Als Lösung schwebten ihm Raiffeisengenossenschaften vor, die der ländlichen Bevölkerung und dem Mittelstand die Möglichkeit bieten, ihr Vermögen anzulegen und bei Bedarf an günstige Kredite zu kommen. Gleichzeitig wird so ein Anreiz zum Sparen gesetzt und mit den Krediten die Modernisierung der Infrastruktur erleichtert. Die negativen Auswirkungen des Kapitalismus auf diese Bevölkerungsschichten werden so vermindert. Aus der Sicht von Traber dienen die Raiffeisenkassen auch der sozialen Bildung und fördern die Gemeinschaft, da die Gewinne vor Ort bleiben und für gemeinnützige Anliegen verwendet werden. Die Genossenschaftsidee genoss damals bei vielen Katholiken Sympathien. So schlug etwa Papst Leo XIII. in einem 1891 publizierten Rundschreiben die Förderung der Selbsthilfe als Mittel gegen einen unregulierten Kapitalismus vor.

Im Dezember 1899 hielt Pfarrvikar Knittel von Dussnang vor dem katholischen Männerverein Bichelsee ein Referat über das Raiffeisensystem, welches Knittel sehr gut kannte. Seine Ausführungen wurden dort sehr positiv aufgenommen und das Projekt wurde weiterverfolgt. Traber erarbeitete auf die nächste Versammlung hin Statuten, die er zur Begutachtung nach Neuwied schickte. Noch im selben Monat wurde aus dem Männerverein heraus der Spar- und Darlehenskassenverein Bichelsee-Balterswil gegründet. Auf den 1. Januar 1900 nahm die Darlehenskasse Bichelsee ihren Betrieb auf. Bei ihr handelt es sich um die erste Raiffeisen-Darlehenskasse in der Schweiz. Die Kasse konnte sich in der Folge behaupten, was Traber bei seinem weiteren Engagement für das System Raiffeisen stärkte.

Der Einsatz von Traber für das System Raiffeisen beschränkte sich nicht nur auf seine Pfarrei. Er betätigte sich als Referent für die Darlehenskassen und konnte andernorts die Gründung weiterer Raiffeisenkassen initiieren. In den folgenden Jahren wurden viele neue Raiffeisenkassen gegründet, insbesondere in katholischen Landgemeinden. Gegründet wurden sie oft von katholischen Männer- und Arbeitervereinen, wobei die Idee von einzelnen Pfarrern und Lehrern verbreitet wurde. 1902 gründete Traber den Schweizerischen Raiffeisenverband, dem er als erster Präsident vorstand. Gemeinsam mit Georg Beck beeinflusste er die Raiffeisenbewegung in der Schweiz, wobei sie das System von Raiffeisen grösstenteils übernahmen, es aber an das hiesige Umfeld anpassten. Traber und andere führende katholisch-konservative Sozialreformer wie Beck, Josef (1858-1943)--DB11564, mit dem Traber in Kontakt stand, prägten das System Raiffeisen bis zum Ersten Weltkrieg. Weil Traber als Pfarrer und Verfechter des Raiffeisensystems viele Aufgaben hatte, unterstützte ihn seine Schwester Traber, Veronika (1852-1923)--DB11562 bei den zahlreichen Verbandsarbeiten. Traber gab 1912 unter dem Namen 'Der schweizerische Raiffeisenboten' die erste Ausgabe des Verbandsmitteilungsblattes heraus.

Im Raiffeisenverband kam es ab 1911 zu Auseinandersetzungen wegen der Loslösung von der St. Galler Genossenschaftsbank und der Gründung einer eigenen Zentralkasse sowie innerkatholischer Differenzen. Während Traber sich für die Gründung einer eigenen Zentralkasse einsetzte, beschlossen die Delegierten die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der Genossenschaftsbank. Infolgedessen resignierte Traber als Präsident und zog sich aus dem Verband zurück. Erst 1925 nahm er wieder an einem Verbandstag teil, wo er aufgrund seiner Leistungen für die Darlehenskassen von den Anwesenden gerühmt wurde.

Autor: Olivier Felber

Quellen und Literatur

Eigene Publikationen

  • Kurze Aufklärung über Raiffeisensche Darlehenskassenvereine im Lichte eines praktischen Beispiels, St. Gallen 1907

Quellen

  • AfA Personendossier Nr. 4562
  • Böhi, Alfred: Pfarrer und Dekan: Johannes Evangelist Traber. Schweizerischer Raiffeisen-Pionier, St. Gallen 1943
  • Brugger, Hans: Die schweizerische Landwirtschaft 1850 bis 1914, Zürich 1978
  • Obrecht, Sibylle: Raiffeisen. Menschen, Geld, Geschichten, Frauenfeld 2000, S. 20-42
  • Schweizerische Kirchenzeitung, 1930, Heft 45, S. 413-414

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Suisse - SchweizKanton ThurgauRaiffeisen Schweiz

Traber, Johann Evangelist (1854-1930)--DB3591

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