Schellenberg, Hans Konrad (1872-1923)--DB3073
Person
Lebensdaten
28.04.1872-25.10.1923
Mädchenname, Herkunftsort bzw. Heimatort
Hottingen, Zürich
Zivilstand, Konfession, Nachkommen
Verheiratet mit Alice Rosa Schellenberg-Bär
Soziale Herkunft, verwandtschaftliche Beziehungen
Bauernsohn aus Hottingen
Ausbildung, berufliche Tätigkeit und Funktionen in der Öffentlichkeit
Ausbildung
Habilitation für Botanik, ETHZ 1901; Dr., Universität Zürich; Studium der Landwirtschaft in Berlin 1893-1895 (bei Simon Schwendener, einem Schweizer); Ing. Agr. ETHZ, Studium 1890-1893; Landwirtschaftliche Schule Cernier; Landwirtschaftliche Praxis in Boudry; Sekundarschule
Berufsausübung
ETHZ: Professor für Landwirtschaft, speziell Pflanzenbau 1908-1923 (als Nachfolger von Nowacki, Anton (1839-1925)--DB2571 und Vorgänger von Volkart, Albert (1873-1951)--DB3669), Privatdozent 1901-1907; Landwirtschaftliche Schule Strickhof: Lehrer 1897-1902; Eidgenössische Samenkontrollstation: Assistent 1895-1897; Väterlicher Landwirtschaftsbetrieb: Mitarbeiter
Funktionen in landwirtschaftlichen Institutionen
Gesellschaft Schweizerischer Landwirte (GSL): Redaktor des 'Schweizerischen landwirtschaftlichen Zentralblattes' 1901-1903 (gemeinsam mit Burri, Robert (1867-1952)--DB627, als Nachfolger von Moos, Hans (1862-1929)--DB2417)
Funktionen in anderen Institutionen
Funktionen in der Politik
Biographische Skizze
Hans Konrad Schellenberg kam 1872 in der landwirtschaftlich geprägten Gemeinde Hottingen zur Welt. Auf dem väterlichen Gut mit Wiesen, Gemüse, Obst- und Rebenbestand lernte er die landwirtschaftliche Praxis kennen. Nach der Primar- und Sekundarschule absolvierte er in Boudry ein Welschlandjahr auf einem Landwirtschaftsbetrieb. Danach besuchte er die zwei Winterkurse der Landwirtschaftsschule Cernier. 1890 wurde Schellenberg - im gleichen Kurs wie sein späterer Freund Laur, Ernst Ferdinand (1871-1964)--DB2092 - Student an der landwirtschaftlichen Abteilung des Eidgenössischen Polytechnikums. Zu seinen akademischen Lehrern zählten Kraemer, Adolf (1832-1910)--DB2000, Nowacki, Anton (1839-1925)--DB2571 und Schulze, Ernst (1840-1912)--DB3260. Neben agrarischen Fragen beschäftigte er sich auch mit botanischen Fragen. Nach fünf Semestern in Zürich zog er nach Berlin und promovierte dort bei dem Botaniker Simon Schwendener (1829-1919) über verholzte Zellmembranen.
Nach seiner Rückkehr nach Zürich arbeitete Schellenberg zunächst als Assistent an der eidgenössischen Samenkontrollstation, die unter der Leitung ihres Gründers Stebler, Friedrich Gottlieb (1852-1935)--DB3423 stand. Später unterrichtete Schellenberg an der landwirtschaftlichen Schule Strickhof. Gleichzeitig strebte er eine akademische Laufbahn an: 1901 habilitierte er sich am Eidgenössischen Polytechnikum als Privatdozent in Botanik. 1903 erhielt er Lehraufträge für Pflanzenpathologie und Weinbau. Nach dem Rücktritt seines Lehrers Nowacki, Anton (1839-1925)--DB2571 folgte er diesem 1908 auf den Lehrstuhl für Pflanzenbau nach. Er hielt Vorlesungen über Pflanzenbau, Pflanzenpathologie sowie Obst- und Weinbau. In jüngeren Jahren hat er am Morgen die Kühe auf dem Betrieb seiner Eltern gemolken, bevor er als akademischer Lehrer zu wirken begann. Die Verbindung von Theorie und Praxis war Schellenberg ein grosses Anliegen.
Schellenbergs Forschungsarbeiten bezogen sich primär auf Gebiete, welche die Praxis der Landwirtschaft berührten. Einige Arbeiten widmeten sich parasitären Erkrankungen durch Pilze bei Obstbäumen, Getreide und Holzarten. Dass er seine wissenschaftlichen Untersuchungen in den Dienst der Landwirtschaft stellte, zeigen z.B. seine Arbeiten über Bestockungsverhältnisse von Molinia coerulea, Graubündens Getreidevarietäten, Untersuchungen über die Lage des Bestockungsknotens beim Getreide sowie den Abbau der Sorten. Daneben hat er auch botanische Fragen bearbeitet und sich wiederholt über Vererbungs- und Züchtungsfragen ausgesprochen. Er spielte eine besonders wichtige Rolle bei der 'Wiederentdeckung' der Mendelschen Gesetze in der Schweiz zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die für die weitere Entwicklung der Getreidezucht in der Schweiz durch Volkart, Albert (1873-1951)--DB3669 und Martinet, Gustave (1861-1928)--DB2277 von grosser Bedeutung wurde.
Hans Konrad Schellenberg initiierte 1899 zudem jene Konferenzen der Landwirtschaftslehrer, die schliesslich zur Gründung des Verbandes der Lehrer an landwirtschaftlichen Schulen der Schweiz (heute: SVIAL) führten.
Autor: Peter Moser
Quellen und Literatur
Eigene Publikationen
- Einiges über die Saatgutverbesserung beim Getreide (Vortrag), in: Schweizerisches Landwirtschaftliches Zentralblatt 19, (N. F. 5), 1900, S. 165-173
- Ziele und Aufgaben der Pflanzenzüchtung, in: Schweizerisches Landwirtschaftliches Zentralblatt 1902, (N. F. 8), 1903, S. 33-40 und 74-81
- Schriftenverzeichnis, in: Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft, Jg. 105, 1924, S. 38-41
- Untersuchungen über die Lage der Bestockungsknoten beim Getreide, in: Forschungen auf dem Gebiete der Landwirtschaft. Festschrift zur Feier des siebenzigsten Geburtstages von Adolf Kraemer, Frauenfeld 1902, S. 251-282
Quellen
- AfA Personendossier Nr. 785
- Düggeli, Max: Hans Conrad Schellenberg 1872-1923, Jena, G. Fischer, Sonderabdruck aus: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 1924, Bd. 42, S. 110-118
- Volkart, Albert: Professor Dr. Hans Conrad Schellenberg 1872-1923, in: Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft, 105 (1924), S. 35-41
- Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte 1 (1923), S. 193-194
- Schweizerische Landwirtschaftliche Zeitschrift, 1923, S. 1139-1142
- Moser, Peter: Züchten, säen, ernten. Agrarpolitik, Pflanzenzucht und Saatgutwesen in der Schweiz 1860-2002, Baden 2003, S. 29f
Schlagworte
Suisse - SchweizKanton ZürichGesellschaft Schweizerischer Landwirte (GSL)Landwirtschaftliche Schule StrickhofSchweizerischer Verband der Ingenieur-AgronomInnen und der Lebensmittel-IngenieurInnen (SVIAL)ETH Zürich - Abteilung für Landwirtschaft - Institut für AgrarwissenschaftenAkademisch-Landwirtschaftlicher Verein an der ETH Zürich