Müller, Franz (1868-1944)--DB2473
Person
Lebensdaten
27.05.1868-14.10.1944
Mädchenname, Herkunftsort bzw. Heimatort
Morgarten (ZG)
Zivilstand, Konfession, Nachkommen
Verheiratet mit Anna Letter
Soziale Herkunft, verwandtschaftliche Beziehungen
Sohn des Johann Joseph Müller und der Maria Anna Schönmann
Ausbildung, berufliche Tätigkeit und Funktionen in der Öffentlichkeit
Ausbildung
Studium als Kulturingenieur an der ETH 1900-1903; Forstkurse; Fortbildungsschule Ägerital
Berufsausübung
Kantonsingenieur in Zug 1903-1934; Unterförster an der Forstwirtschaftlichen Versuchsstation Zürich
Funktionen in landwirtschaftlichen Institutionen
SEG-Zürich: Initiant und erster Präsident 1921-1944 (als Vorgänger von Stamm, Karl--DB3406); Schweizerischer Landwirtschaftlicher Verein: Mitglied der Kommission für die Förderung der Geflügelzucht 1924-1934; Der Geflügelhof: Redaktor für Kaninchenzucht 1939-1944
Funktionen in anderen Institutionen
Funktionen in der Politik
Biographische Skizze
Franz Müller wuchs als jüngstes Kind in einer kinderreichen Bauernfamilie in Morgarten, im Ägerital auf. Nach dem Besuch der Volks- und der Fortbildungsschule arbeitete er mehrere Jahre auf dem elterlichen Hof, den sein Bruder bewirtschaftete. Nach der Verheiratung und dem Besuch von zwei Forstkursen trat er in die Forstwirtschaftliche Versuchsstation in Zürich ein. Das Studium an der ETH, das er im Alter von mehr als 30 Jahren aufnahm, schloss Müller 1903 mit dem Diplom als Kulturingenieur ab. Im gleichen Jahr wurde er zum Kantonsingenieur von Zug gewählt. In dieser Funktion machte sich Müller vor allem mit dem Ausbau des Strassennetzes und der Durchführung zahlreicher Meliorationsprojekte einen Namen. Als bahnbrechender Neuerer wirkte Franz Müller vor allem in der Geflügelzucht nach dem Ersten Weltkrieg. 1920 lernte er auf einer ausgedehnten Reise durch Nordamerika das dortige Geflügelwesen kennen (vgl. dazu den Videoessay 'Agrarische Erkundungsreisen in Amerika' https://www.histoirerurale.ch/redirect/getURL.php?id=438). Von der Haltung, Zucht, Fütterung und Leistung des Geflügels in den USA war Müller so beeindruckt, dass er mit der festen Absicht zurückkehrte, die amerikanischen Verhältnisse in der Schweiz zu kopieren. Dazu eignete er sich in den USA nicht nur Wissen an, sondern brachte zusammen mit seinem Freund Bally, Eduard (1847-1926)--DB6527 gleich eine ganze Herde Hühner aus Nordamerika zur Weiterzüchtung mit. Im Bewusstsein, dass eine Revolutionierung des Geflügelwesens in der Schweiz nicht nur die Zucht und Haltung des Geflügels erfassen konnte, wenn sie erfolgreich sein sollte, machte sich Müller 1921 daran, mit der genossenschaftlichen Organisation der Eiervermarktung hierzulande auch die Vermarktungsstrukturen radikal zu verändern. Die von ihm 1921 initiierte und bis zu seinem Tod 1944 präsidierte Schweizerische Verwertungsgenossenschaft für Eier und Geflügel (VEG, ab 1929 SEG-Zürich) setzte im ersten Jahr ihrer Geschäftstätigkeit 225'000 Eier um; zwanzig Jahre später waren es 20 Millionen. Gleichzeitig engagierte sich Müller in den 1920er Jahren auch - u.a. zusammen mit Kleb, Karl (1887-1960)--DB1936 und Howald, Oskar (1897-1972)--DB1663 - in der Geflügelkommission des Schweizerischen Landwirtschaftlichen Vereins und in der Schweizerischen Ornithologischen Gesellschaft für die Förderung der Zucht von Nutzgeflügel. Für den Ausbau der Eierproduktion wichtig waren die Veränderungen in der Fütterung des Geflügels, die bisher stark von der von saisonalen Schwankungen beeinflussten hofeigenen Futtergrundlage abhing. Auf der Grundlage von Rezepten, die Müller aus den USA mitgebracht hatte, produzierte die VEG in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre erstmals ein standardisiertes Hühnermischfutter, das in der Folge viel zur Verstetigung der Eierproduktion beitrug.
Autor: Peter Moser
Quellen und Literatur
Eigene Publikationen
- Mit der zweiten schweizerischen Studienkommission Gruppe Landwirtschaft durch die Vereinigten Staaten von Nordamerika und durch Kanada. Sommer 1920, Zug 1922
- Der Weltbundkongress in Ottawa und die Studienreise durch Kanada und Nordamerika 1927, Zug 1928
Quellen
- AfA Personendossier Nr. 1607
- 50 Jahre SEG-Zürich, 1971
- Juri Auderset, Peter Moser, Andreas Wigger, Agrarische Erkundungsreisen in Amerika. Walter Schmids Reise durch die USA 1935, Video Essays in Rural History 2, 2022 (vgl. https://www.histoirerurale.ch/redirect/getURL.php?id=438)
Schlagworte
Suisse - SchweizKanton ZürichKanton ZugSchweizerischer Landwirtschaftlicher Verein (SLV)SEG ZürichSchweizerische Geflügelzeitung