Kraemer, Adolf (1832-1910)--DB2000
Person
Lebensdaten
25.05.1832-02.12.1910
Mädchenname, Herkunftsort bzw. Heimatort
Darmstadt, Zürich
Zivilstand, Konfession, Nachkommen
Verheiratet mit Marie Pauline Mathilde Parrée; protestantisch; Vater von Kraemer, Hermann (1872-1940)--DB2001 und Johanna Kraemer, Ehefrau von Schulze, Ernst (1840-1912)--DB3260
Soziale Herkunft, verwandtschaftliche Beziehungen
Sohn von Johann Daniel Kraemer, Domäneninspektor beim Fürsten Wittgenstein-Berleburg und von Justine Kraemer-Weyand
Ausbildung, berufliche Tätigkeit und Funktionen in der Öffentlichkeit
Ausbildung
Dr., Universität Jena 1857; Herzoglich nassauisches landwirtschaftliches Institut Wiesbaden 1852/53; Gymnasium Soest; Privatstadtschule
Berufsausübung
ETH Zürich: erster Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre und Tierproduktion 1871-1905 (als Vorgänger von Laur, Ernst Ferdinand (1871-1964)--DB2092), Dozent für landwirtschaftliche Buchhaltung 1875-1887 (als Vorgänger von Schneebeli, Heinrich (1854-1917)--DB3177); Technische Hochschule Darmstadt: Dozent 1865-; Akademie Poppelsdorf: Dozent 1863-1865; Ackerbauschule in Badersleben: Fachlehrer 1859-; Ackerbauschule St. Nicolas bei Düsseldorf: Lehrer 1855-; landwirtschaftliche Praxis 1849-1852
Funktionen in landwirtschaftlichen Institutionen
Gesellschaft Schweizerischer Landwirte: Initiant und Vorstandsmitglied 1882-1904, erster Geschäftsführer 1882-1884 (als Vorgänger von Schneebeli, Heinrich (1854-1917)--DB3177); Schweizerische landwirtschaftliche Zeitschrift (Die Grüne): Redaktor 1874-1881 (als Nachfolger von Baumgartner, Bonaventura (1822-1884)--DB243 und Vorgänger von Stebler, Friedrich Gottlieb (1852-1935)--DB3423); Schweizerisches Landwirtschaftliches Centralblatt: Initiant und erster Redaktor 1881- (1888- zusammen mit Schneebeli, Heinrich (1854-1917)--DB3177); Landwirtschaftlicher Verein des Grossherzogtums Hessen: Generalsekretär 1870-
Funktionen in anderen Institutionen
Funktionen in der Politik
Biographische Skizze
Adolf Kraemer gehörte zusammen mit Schulze, Ernst (1840-1912)--DB3260 und Nowacki, Anton (1839-1925)--DB2571 zu den drei ersten Professoren, die an die 1871 geschaffene Landwirtschaftliche Abteilung an der ETH Zürich berufen wurden. Seine Forschungsschwerpunkte lagen vor allem in der Betriebslehre und der Tierzucht. Kraemers Mess- und Punktiermethode wurde während Jahrzehnten als Grundlage der Taxierung von Rindern an Viehschauen verwendet. Er gehört wie Moos, Hans (1862-1929)--DB2417 (der 1898 sein Nachfolger für Tierzuchtlehre an der ETH wurde), Knüsel, Peter (1857-1944)--DB1946, Abt, Heinrich (1854-1937)--DB7 und Wattenwyl, Jean von (1850-1922)--DB3741 zu den Pionieren der Rindviehzucht in der Schweiz. Kraemer stellte sich Anfang der 1880er Jahre gegen die vom Schweizerischen Landwirtschaftlichen Verein lancierten Versuche zur Schaffung eines gesamtschweizerischen Herdebuches. Er vertrat die Meinung, das Herdebuch müsste näher bei den Züchtern sein. Der Konflikt trug 1881 zu Kraemers Rücktritt als Redaktor der Schweizerischen Landwirtschaftlichen Zeitschrift bei. 1882 gründete er die Gesellschaft Schweizerischer Landwirte, in der u.a. auch Rödiger, Fritz (1824-1909)--DB2898 aktiv war.
In den 1880er Jahren publizierte Kraemer, wie bspw. auch Schramm, Carl (1830-1905)--DB3249, Im Thurn, Johann Heinrich (1813-1884)--DB1717 oder Droz, Numa (1844-1899)--DB856, zu den Ursachen der Agrarkrise der 1880er Jahre sowie möglicher Massnahmen zu deren Überwindung. Nach der Überweisung des Postulats von Nationalrat Planta, Andreas Rudolf von (1819-1889)--DB2729 zur Abklärung, wie in den Nachbarländern die Agrarkrise bekämpft wurde, erteilte Bundesrat Numa Droz Kraemer den Auftrag zur Erstellung eines Berichts, den Kraemer 1882 veröffentlichte. Kraemer gehörte zudem wie Schenkel, Conrad (1834-1917)--DB3078, dem er freundschaftlich verbunden war, und Anderegg, Felix (1834-1911)--DB86 zu einer ganzen Gruppe von Bauern und Agronomen, die zur Frage des Genossenschaftswesens publizierten.
Zu Kraemers Nachfolger für landwirtschaftliche Betriebslehre an der ETH wurde 1906 (auf seine Empfehlung hin) Laur, Ernst Ferdinand (1871-1964)--DB2092, der bei ihm doktoriert hatte. Im Vorfeld der Schaffung des Bundesgesetzes über die Förderung der Landwirtschaft 1884 verfasste Kraemer zuhanden des Bundesrates einen Bericht über die Lage in anderen Ländern. Auch an der Revision des Landwirtschaftsgesetzes von 1893 war er beteiligt. Zudem setzte er sich, wie Fritz, Hermann (1830-1893)--DB1137, für einen Ausbau und eine Institutionalisierung des Prüfwesens für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte ein.
Kraemer gehörte zusammen mit Häni, Rudolf (1833-1896)--DB1479 und Moos, Hans (1862-1929)--DB2417 zudem zu den treibenden Kräften, die die Einführung landwirtschaftlicher Winterkurse an den bestehenden landwirtschaftlichen Jahresschulen forderten. Mit den Winterkursen wurde es auch für Söhne mittlerer und kleiner Bauern erschwinglich, die kantonalen landwirtschaftlichen Schulen zu besuchen.
Kraemer war, wie Laur, sein Nachfolger an der ETH, ein dezidierter Verfechter der induktiven Methode. Neben der Förderung der Tierzucht war ihm vor allem die Weiterentwicklung und Verbreitung der Buchhaltung in bäuerlichen Kreisen ein Anliegen. Zusammen mit Laur, Ernst Ferdinand (1871-1964)--DB2092, Näf, Albert (1871-1950)--DB2524 und Nebiker, Hans (1901-1985)--DB2530 gehörte er zu den Pionieren des landwirtschaftlichen Buchhaltungswesens in der Schweiz.
Autor: Peter Moser
Quellen und Literatur
Eigene Publikationen
- vgl. Helveticat
Quellen
- AfA Personendossier Nr. 494
- Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte 9 (1931), S. 313
- Archivbestand Schweizerischer Landwirtschaftlicher Verein (AfA Nr. 315)
- Schweizerische Landwirtschaftliche Zeitschrift, 1921, S. 1275-1280
- Borel, André 1932: Prof. Dr. Adolf Kraemer 1832-1910, in: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft. Neue Folge der Landwirtschaftlich-Historischen Blätter (Göttingen) 1932, Heft 2, S. 17-19
- Peter Moser, Wigger Andreas, Arbeitende Tiere. Akteure der Modernisierung sichtbar machen, Video Essays in Rural History 1, 2022 (vgl. https://www.histoirerurale.ch/redirect/getURL.php?id=441)
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